Montag, 1. Mai 2017

Sonntag, 23. April 2017

Abschied

22. April, 1300m
Kathmandu weint, weil wir es heute wieder verlassen. Es gewittert.
Wir genießen unser letztes Frühstück ganz in Ruhe. Kacken, duschen, packen und ab ins Getümmel.
Aus Staub und Dreck ist heute Schlamm geworden. Wir laufen zu einer hinduistischen Bestattungsstätte. Durch enge Gassen, vorbei an Affen und bettelnden Jungs. Viel Trubel. Wir schauen uns die Zeremonie der Totenverbrennung an einem heiligen Fluss an, der uns eher dreckig als heilig erscheint.
Anschließend entdecken wir unser neues Lieblingsrestaurant. Leider erst heute. Preiswert, lecker und wir werden behandelt wie der Kaiser von China. Ein freundliches Volk diese Nepalesen.
Wir kämpfen uns durch Schlamm und Menschenmassen zurück zur Unterkunft. 
An einer viel befahrenen Kreuzung ein Gulli ohne Deckel.
Um 16 Uhr holt uns unser Lieblingstaxidriver ab. Lustig und gut gelaunt wie immer. Jetzt steckt ein Auto im Gulli ohne Deckel an der viel befahrenen Kreuzung.
Der Taxidriver verabschiedet sich mit den Worten: „Thank you for visit Nepal." Das geht ans Herz.
Die nächste Verabschiedung steht an. Der Damei Lala fliegt selbstredend wieder allein. Diesen Verlust müssen wir in reichlich Bier ertränken. Wir hauen unsere letzten Rupies auf den Kopf. Erheitert checken wir ein. Das Leben ist schön, die Sicherheitschecks ein Scherz.
Good old Germany, wir kommen.

Freitag, 21. April 2017

Sightseeing

21. April, 1300m
Es hat die ganze Nacht geregnet. Das spült den Dreck etwas weg.
Wir lassen den Tag gemütlich angehen. Nach dem Frühstück fahren wir in die Innenstadt, um uns ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Einst sicherlich prunkvolle Bauten sind - nicht zuletzt durch das Erdbeben - fast nur noch Ruinen. Dazu kommen Dreck, Taubenkacke und Untätigkeit.
In den Touristengegenden kann es auch schon mal nervig aufdringlich werden.
Wir werden Zeugen einer Kindererziehungsmaßnahme. Hier werden aufmüpfige, schreiende Kinder auf offener Straße, vor den Touristen, verprügelt. Vielleicht auch eine Art Touristenattraktion!?
Wir verlassen die Touristenhochburg. Keiner nimmt mehr Notiz von uns.
Wir laufen zu einer Stupa hoch oben auf einem Hügel und entdecken dabei den Treffpunkt der hiesigen Schwulenszene.
Ein Taxi bringt uns zurück. Auf einer Dachterrasse mit Blick auf die Boudha Stupa lassen wir es uns gut gehen. Das Bier mundet.
Wir werden Zeugen einer buddhistischen Zeremonie.
Zurück in der Unterkunft lassen wir unseren letzten Abend mit Bruschetta, Bier und Knack ausklingen.
Jetzt freuen wir uns ganz sehr auf zuhause.

Obwohl man sieht's...

…es ist Obst im Haus.

Back im Dreck

20. April, 1050m
Rückkehr nach Kathmandu. Auch dieses mal sind wir wieder geschockt über die Zustände hier.
Unbeschreiblich. In den schicksten Klamotten und geputzten Schuhen laufen oder klettern die Bewohner dieses Molochs, dieses Slums, über Berge von Schutt, Dreck und Müll - festgetreten zu Straßen. Neben brennenden Müllbergen waschen Frauen ihre Wäsche oder bereiten essen zu. Unzählige Menschen und Tiere, wie auf einem Ameisenhaufen, sitzen, hocken, liegen und stehen auf Schuttbergen. Dazwischen die hupenden, quer durcheinander fahrenden Fahrzeuge. Auf allem liegt eine dicke Staub- bzw. Dreckschicht, wie nach einem Häuserabriss. Obst,- Gemüse,- Fischhändler bieten ihre verstaubten Waren feil. Überall wo Platz ist wird etwas angeboten. Man hat durch den Smog und den Dreck immer das Gefühl es dämmert und wird gleich dunkel. Flüsse, bestehend aus müllgeträngtem Klärschlamm. Teilweise schicke Läden mit Markenwaren oder Sanitärprodukten. Daneben ein Fluss aus Fäkalien und Müll. Die Treppen zu den Läden ein Berg Dreck mit einem Tuch abgedeckt.
Die Nepalesen nehmen es gelassen, tragen Mundschutz und machen Selfies.
Wir verschwinden hier bald wieder. Diese Menschen verbringen vielleicht ihr ganzes Leben hier. Unvorstellbar.
Wie müssen die Zustände erst nach dem Erdbeben von 2015 gewesen sein!?
11h brauchen wir mit dem Bus nach Kathmandu (inkl. Stau). Das schlaucht. Im Bus treffen wir auch Nina wieder. Die Liebe scheint gänzlich erkaltet.
Wir wählen unsere alte Unterkunft wieder. Die ist etwas abgelegen vom Chaos. Hier lässt es sich aushalten.

Bilder #4



Mittwoch, 19. April 2017

Trekking finished

19. April, 1260m
Eine schwüle Nacht in subtropischen Gefilden, auf Knochenbrecherbetten und unter Spinnen liegt hinter uns. Nur der Damei Lala durfte sich auf einer extra weichen Matratze und in gemäßigter Klimazone betten.

Nach 14 Tagen und ca. 230km Trekking geht es heute wieder in Richtung Kathmandu. 2 Tage mehr oder weniger grauenhafte Busfahrten stehen uns bevor. Hier gilt das Sprichwort „Lieber schlecht gefahren als gut gelaufen" nicht. Nur selten ist eine Straße asphaltiert oder wenigstens geebnet. Unglaublich was die Fahrzeuge mitmachen. Sie scheinen aus einem Stück gefeilt zu sein. Mehr als 2 Gänge sind nicht notwendig. Das perfekte Trial und Offroadparadies. Hier würden unsere deutschen Prestige-SUVs kläglich versagen.
Sir Hillary nimmt im Bus einen kleinen nepalesischen Jungen auf den Schoß. Nebenan sitzt Ringo Starr. Dancing, ganz die alte Schule, bietet einer nepalesischen Frau seinen Sitzplatz an. Sie bedankt sich mit einer Art Praline bei ihm und lächelt ganz verzückt. Vielleicht war es auch ein panierter Yak-Hoden. Dancing hat jedenfalls lange daran zu kauen.
Unterwegs müssen wir auf Grund eines Defektes den Bus wechseln. Wen wundert's!?
Nach 6h Fahrt kommen wir in Pokhara an. Nach anfänglicher Skepsis entpuppt sich die zweitgrößte Stadt Nepals als touristisches Schmuckstück. Kein Müll, kein Lärm, fast schon etwas europäisch, aber mit nepalesischem Flair.
Wie Ostseeurlaub ohne Meer. Leider ist das Panorama durch graue Wolken verdeckt.
Wir finden schnell ein Zimmer und gehen promenieren. Mittels verschiedener Klangschalen versucht man uns den Teufel auszutreiben. Vergeblich. Wir werden nur durstig davon. Diese Dämonen wissen wir selbst zu bekämpfen...

Dienstag, 18. April 2017

Hanfwald

18. April, 2540m
Heute geht es mal nur bergab.
Von den zahlreichen Anstiegen mal abgesehen.
Eine lange Strecke. Wir kommen spät los. Das Everest-Bier gestern...
Leider haben wir heute keinen klaren Blick auf Annapurna I. Er steht in einer dicken Dunstwolke.
Es ist etwas schwül. Die Braugerste steht in vollem Korn.
Der Expeditionsleiter und der geistige Führer dieser Expedition sind sehr tolerant. Sie haben nichts dagegen, dass der König zuweilen etwas langsamer läuft, das lahme Arschloch.
Die Kuhkacke-Schlacht geht in eine weitere Runde.
Wir sehen Affen.
Am Wegesrand Stechapfel, Zitrusbäumchen, Rhododendrons.
Wir laufen durch einen Hanfwald. Wohin auch die Blicke schweifen, überall junge Hanfpflanzen.
Heute muss auch der Damei Lala keinen Durchfall mehr simulieren. Mehrfach schlägt er sich in die Büsche.
Wir kommen schlecht voran. Die Strecke zieht sich und unsere Bärte sind nicht mehr ganz so windschnittig.
18 Uhr landen wir in Tatopani. In unserem Hotelzimmer kaputte Scheiben und fette Spinnen an der Decke. Schon wieder so ein nobles Zimmer.
Sir Hillary beißt sich beim Mars-Riegel essen in die Hand. Oh, selbe Farbe.
Beim Abendessen reitet die indische Eskalation auf ihren Royal Enfields ein. Kutten gibt es hier noch nicht. Nur einheitliche T-Shirts.

Bilder #3



Montag, 17. April 2017

Heimweh



OMK

„Oh mein König".
Der König dieser Expedition denkt über Radioaktivität nach.

Annapurna I

17. April, 2670m
Aus Empathie reiht sich der Damei Lala bei seinen Mitstreitern ein und simuliert einen leichten Anflug von Durchfall. Einer für alle und alle für einen.
Sir Hillary hat hingegen einen etwas zu realen Durchfall. Vergleichbar mit einer spirituellen Reinigung.
Zu Beginn unserer heutigen Etappe, wie schon oft, kleine, frei herumlaufende Kühe. So süß.
Die Landschaft erinnert heute teilweise sogar etwas an Thüringen oder die Ostsee. Dann auch wieder an Alaska, Alaska.
Wilde Rosen, Veilchen, Aprikosenbäume, Apfelbäume, viel Nadelwald, Eiben und Kiefern.
Am Ort Tukuche vorbeizulaufen dauert im Normalfall ca. 15 min. Bei uns dauerte es 2h, da die Expeditionsleitung ganz galant, trotz Trockenzeit, die Hochwasser-Route über den Berg wählt.
Wir laufen durch die Kali Gandaki-Schlucht. Eingerahmt von zwei 8000ern, ist sie die (konkurrenzlos) tiefste Schlucht der Welt.
Der Expeditionsleiter und der geistige Führer dieser Expedition beschmeißen sich mit Kuhkacke.
Etwas später kommen wild muhend 3 durchgeknallte Kühe aus dem Wald gerammelt.
Wir sehen Wasserbüffel.
Unser Tagesziel ist heute Kalopani. Dort sehen wir das erste mal den Annapurna I, unseren dritten 8000er.
Wir beziehen eine sehr noble Unterkunft. Sie erinnert an ein Herrenhaus in Afrika.
Heute gönnen wir uns sofort und ohne Umwege ein Everest-Bier. Prost.